Renaturierung – Rekultivierung

Der vorübergehende Eingriff in die Natur ist unvermeidlich um Rohstoffe zu gewinnen, die von der Gesellschaft benötigt werden. Ein ganz besonderes Anliegen war es auch bereits unserem Seniorchef, Helmut Schneider-Kronthaler †, der Natur die beanspruchten Flächen wieder zurückzugeben.

So entstanden im Laufe der Jahrzehnte eine ganze Reihe von einzigartigen Trocken- und Feuchtbiotopen, welche sich zu einem wahren Refugium für vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten entwickelten.

Durch den Kiesabbau im Wasser entstanden auch mehrere Naherholungsgebiete für die Bevölkerung, z.B. der „Kronthaler-Weiher“ in Erding und die Pullinger-Seen.

Vom Kiesabbau zum Biotop

Fotos und Bildrechte: Jutta Riermeier
Text: Landratsamt Erding UNB

Als Kompensation für die Eingriffe in den Naturhaushalt ist auch bei Kiesabbauvorhaben eine Ausgleichsfläche zu schaffen. Für den Abbau der Firma Kronthaler GmbH & Co. KG in Neuching wurde zwischen den bestehenden und entstehenden Landschafts- und Fischereiseen auf der Westseite des Abbaugebiets eine Rekultivierungsfläche festgelegt.

Auf der Rekultivierungsfläche waren als ursprüngliches Ziel verschiedene Tümpel für Amphibien vorgesehen, die restliche Fläche sollte der natürlichen Entwicklung überlassen werden. Da sich schnell starker Gehölzaufwuchs einstellte und nicht zurückgeschnitten wurde, waren die Tümpel nach wenigen Jahren verschattet und gingen als Lebensraum für die bedrohte Tiergruppe der Amphibien, wie z. B. dem Laubfrosch, verloren.

Im Laufe des weiteren Kiesabbaus siedelten sich auf den aktiven, offenen Abbauflächen verschiedene, seltene und bedrohte Arten an, wie z. B. die Blauflügelige Ödlandschrecke, die Wechselkröte, der Idas-Bläuling oder der Flussregenpfeifer. Alle diese Arten sind mittlerweile selten geworden und stehen deshalb auf der Bayerischen Roten Liste für bedrohte Arten.

Da diese Arten auf offene Flächen angewiesen sind, verändert sich deren Lebensraum während des bestehenden Kiesabbaus schnell. Der passende Lebensraum ist dabei nicht dauerhaft für die Tiere verfügbar und deren Überlebenschance wird zudem durch das Risiko der Abbauarbeiten und der Baustellenfahrzeuge geschmälert. Eine geeignete Biotopfläche soll den gefährdeten Arten daher einen dauerhaften Rückzugsraum bieten. Da sich die vorhandene Biotopfläche nicht wie gewünscht entwickelt hatte und neue Artvorkommen in den letzten Jahren im Kiesabbaugebiet auftauchen, deren Lebensraum gesichert werden muss, wurde der Zielzustand der vorhandenen Rekultivierungsfläche im Zuge der Verlängerung des Kiesabbaus angepasst. Dies geschah in Zusammenarbeit mit der Firma Kronthaler durch eine Umgestaltung der Fläche in den Wintermonaten von 2021 auf 2022.

Das bestehende Gehölz auf der vorhandenen Rekultivierungsfläche war Lebensraum für sogenannte „Allerweltsarten“, die keine derart spezifischen Lebensraumansprüche haben und nicht in ihrem Bestand bedroht sind.

Diese Arten können auf andere Flächen in der Umgebung ausweichen, sodass die Reduzierung der Gehölze für sie keine bestandsbedrohende Veränderung darstellt. Im umgebenden Bereich befinden sich noch ausreichend Gehölzlebensräume, Bäume und Sträucher, in die gehölzbrütende Vogelarten und Niederwild ausweichen können.

Nach der Entnahme der Gehölze wurde der Boden so modelliert, dass sich ständig wasserführende und wechselfeuchte Bereiche ergeben. Teilbereiche der Fläche wurden mit hochwertigem, gebietsheimischen Saatgut angesät, sodass sich eine artenreiche und vor allem blütenreiche Vegetation entwickeln kann. Die Fläche soll gemäht werden, um das erneute Aufwachsen von Gehölzen zu verhindern und den zukünftigen Bestand der blütenreichen Fläche zu gewährleisten.
Um die Fläche herum wurde der vorhandene Oberboden der umliegenden Abbauflächen als Wall angelegt.

Dieser reduziert die Störwirkung, die von Spaziergängern oder auch dem noch stattfindenden Kiesabbaubetrieb ausgehen kann. Die Tiere auf der Fläche sind somit besser von optischen Störungen abgeschirmt. Die Fläche und auch der schützende Wall sollen daher nicht betreten werden.

Die Ansaat und Umsetzung wurde im Frühjahr 2023 abgeschlossen. Bereits während der ersten Vegetationsperiode haben sich positive Effekte und eine echte Überraschung gezeigt: zwei Kiebitz-Paare und zwei Flussregenpfeifer-Paare haben einen sicheren Brutlebensraum erhalten. Aus der verwendeten Ansaatmischung hat sich eine vielseitige Vegetation entwickelt, die Nahrung und Lebensraum für verschiedene Insekten bietet. Die Mulden, die dauerhaft mit Wasser befüllt sind, sind optimale Habitate für verschiedene Amphibien.

Von dieser offenen und artenreichen Fläche profitieren nicht nur Insekten und Amphibien, die direkt in diesem Bereich leben, sondern auch andere Arten, die die Fläche zeitweise nutzen. Die Zonen, die nur temporär (vor allem im Frühjahr) mit Wasser gefüllt sind, stellen vielseitige, wechselfeuchte Bereiche dar, die gerne von Limikolen (Vogelartengruppe der Regenpfeiferartigen) zur Nahrungssuche verwendet werden.

Bruchwasserläufer

Flussregenpfeifer

Kiebitz

Erfreulicher Nachwuchs

Fotos und Bildrechte: Heinz Kotzlowski
Text: u.a Landschaftspflegeverband Freising

Der Kiesabbau in den Isarauen bei Hallbergmoos startete 1977, als die Firma KFE (Kieswerke Freising-Erding) die Genehmigung erhielt, eine 42 Hektar große Auwaldfläche, die ehemals zur Bayerischen Forstverwaltung gehörte, abzubauen. Nach dem Abbau wurde die entstandene Grube teilweise mit Aushubmaterial gefüllt, der zwischengelagerte Humus aufgebracht und die Fläche neu aufgeforstet. In kurzer Zeit entstand so ein neuer Lebensraum, der vielfältigen Vogelarten, Tieren, Insekten und Pflanzen ein Zuhause bot.

1996 erweiterte die KFE den Abbau durch den Kauf einer angrenzenden Ackerfläche von 25 Hektar. Zehn Hektar dieser sogenannten „Brandstadlfläche“ wurden 2019 vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) übernommen. Ziel der Rekultivierung war es hier, nicht wieder aufzuforsten, sondern eine spezielle Kieslandschaft – eine sogenannte Brenne – zu schaffen. Diese sollte als Ersatzlebensraum für Kiesbrüter wie den Flussregenpfeifer dienen, die durch frühere Flussbegradigungen in der Region ihren natürlichen Lebensraum verloren hatten.

Um die empfindlichen Brutvögel vor Fressfeinden wie Füchsen oder streunenden Katzen sowie vor menschlichen Störungen zu schützen, sah der ursprüngliche Plan vor, die Kiesfläche durch einen Wassergraben zu isolieren. Stattdessen wurde jedoch eine Halbinsel angelegt. Diese Gestaltung kommt den typischen Bewohnern des Auwaldes zugute, bietet aber den gefährdeten Kiesbrütern nur bedingt Schutz.

Die Renaturierung der Brandstadlfläche wurde 2005 abgeschlossen. Seither hat sich das Gebiet weitgehend ungestört zu einem vielfältigen Biotop entwickelt. Zugvögel nutzen die Fläche heute als Überwinterungsort oder als Zwischenstopp auf ihren Wanderungen. Die Vielfalt an Arten und die natürliche Dynamik dieses Biotops machen es zu einem wertvollen Rückzugsort für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.

Die Biotopfläche Brandstadl umfasst rund 9,7 Hektar, 2,9 Hektar sind dauerhaft von Wasser bedeckt. Die Rekultivierung durch die Fa. KFE, der Kauf der Fläche durch den Landesbund für Vogelschutz in 2019 und die Zusammenarbeit der Unteren Naturschutzbehörde mit dem Landschaftspflegeverband Freising als Träger von geförderten Maßnahmen zur Folgepflege der Fläche haben über die Jahre eine beeindruckende Artenvielfalt geschaffen, die beispielhaft ist für die Entwicklung bzw. Rekultivierung von ähnlichen Kiesabbaustellen.

Durch seine relativ geschützte Lage besitzt das Biotop „Brandstadl“ eine wichtige Verbundfunktion für Populationen seltener Vertreter verschiedenster Tier- und Pflanzengruppen, wie Heuschrecken, Tagfalter, Libellen, Amphibien und Vögeln. Durch den Strukturreichtum der Fläche mit Amphibiengewässern, Schilfbeständen, Magerrasenstandorten und Kiesflächen haben eine Reihe seltener Tier- und Pflanzenarten auf dem „Brandstadl“ ihre Heimat gefunden. Der weitere Schutz des Brandstadl ist somit von herausragender Bedeutung. Die „Brandstadl“ Fläche als struktur- und artenreicher Lebensraum ist mithin ein wichtiger Lernort und ein gutes Beispiel für das große Potential erfolgreicher Rekultivierungsmaßnahmen.

Rekultivierungsplan

Biotopfläche

Schwalbenwand